
(Kai Littmann) – Diese Umfrage vom Institut ifop hat gesessen. Laut dieser aktuellen Umfrage liegt im Moment der rechtsextreme Front National (FN) von Marine Le Pen bei 24 %, die konservative UMP bei 22 % und die regierende PS bei sage und schreibe 19 %. Bedeutet das, dass ein Viertel der Franzosen plötzlich ins rechtsextreme Lager abgewandert ist? Zum Glück nicht...
Das Problem brachte der Vorsitzende einer weiteren Rechtsaußen-Gruppierung, der Abgeordnete von „Debout la République“ Nicolas Dupont-Aignan auf den Punkt: „Die Franzosen haben verstanden, dass weder die UMP noch die PS ihre Probleme lösen können, also wenden sie sich ganz natürlich der sichtbarsten Alternative zu, dem FN“. Das stimmt, wenn man einen Blick auf die aktuelle Parteienlandschaft in Frankreich wirft.
Die regierende PS präsentiert sich mittlerweile als orientierungsloses Desaster, was zu den schlechtesten Umfragewerten führt, die je ein französischer Präsident der V. Republik hatte. Dabei verfügen die Sozialisten über die Mehrheit in beiden Kammern, der Assemblée Nationale und im Senat und könnten theoretisch „durchregieren“, doch tun sie das nicht. Zwischen Schnellschüssen und gebrochenen Wahlversprechen laviert sich François Hollande durch das Zeitgeschehen – bis 2017, wenn die Franzosen ihn wieder abwählen werden.
Bei den Konservativen ist es kaum besser. Die beiden, die gerne Kalif anstelle des Kalifen werden würden, Jean-François Copé und François Fillon hätten beim Durchsetzen ihrer persönlichen Machtphantasien beinahe die UMP gespalten und im Hintergrund lauert bereits Nicolas Sarkozy, der sich bereits bei der Spendenaktion für die klamme UMP-Kasse wie der Retter der Konservativen aufführte. Vermutlich hegt Sarkozy gerade einen feuchten Jeanne d’Arc-Traum, in dem er sich auf einem Schimmel in Paris einziehen sieht, um Frankreich zu retten. Auch, wenn das in Frankreich kaum jemand möchte, könnte dieses Szenario dennoch Wirklichkeit werden.
Im Zentrum konkurrieren der ewige Kandidat François Bayrou mit seinem MoDem und Jean-Louis Borloo mit der UDI, doch angesichts des geringen Wählerpotentials im Zentrum sind zwei Formationen hier definitiv eine zuviel.
Somit könnte eine Situation entstehen, die Frankreich schon einmal erlebt hatte, als FN-Gründer Jean-Marie Le Pen überraschend in die Stichwahl kam und gegen Jacques Chirac antrat. Da blieb den Franzosen nichts anderes übrig, als geschlossen (88 %) für Chirac zu stimmen, um Le Pen zu verhindern. Genau das gleiche könnte auch 2017 passieren – ein Alptraum für jeden linken Politiker in Frankreich.
Den französischen Wählerinnen und Wählern gehen langsam die Optionen aus. Zwischen einer sozialistischen Partei, die nach großen Ankündigungen mittlerweile weitgehend versagt, und einer konservativen Formation, die mehr mit sich selbst als mit Frankreich beschäftigt ist, wollen die Franzosen ihrem Unmut Luft machen. Genau das wird bei den Europawahlen 2014 passieren und man kann damit rechnen, dass der FN ein ungewöhnlich hohes Ergebnis einfahren wird. Vielleicht sollten sich die traditionellen Volksparteien in Frankreich einmal überlegen, eine etwas griffigere Politik zu führen, statt die Wählerschaft in die Arme von Ausländerhassern, Europa-Gegnern und ewig Gestrigen zu treiben. Doch um so weit zu kommen, müssen sie wohl erst einmal richtig vom Wähler abgestraft werden. Hoffentlich geht das gut.