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Billet de blog 15 octobre 2014

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Die spinnen, die Australier

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Ce blog est personnel, la rédaction n’est pas à l’origine de ses contenus.

Illustration 1
No comment. © Australian Governement

Die Australier haben eine neue Strategie gefunden, um der über das Meer ankommenden Flüchtlinge Herr zu werden. Man verurteilt sie zum Tod. Mit Ankündigung.

(KL) – Mit einer ungewöhnlichen Maßnahme hat sich die australische Regierung außerhalb der Gemeinschaft zivilisierter Staaten gestellt. Sie schaltete in 17 Sprachen Anzeigen in großen, internationalen Zeitungen und kündigte darin plakativ an, dass Flüchtlinge, die über das Meer versuchen nach Australien zu gelangen, wieder aufs freie Meer abgedrängt werden. Das Plakat, das den Titel „No way - you will not make Australia home“ („Vergesst es, Ihr werdet Australien nicht zu Eurer Heimat machen“) trägt, ist an Zynismus kaum noch zu übertreffen.

Offenbar hat man in Australien die eigene Geschichte vergessen. Die Nachfahren ehemaliger englischer Sträflinge, die nach Australien gebracht worden waren, um die englischen Gefängnisse zu leeren, sollten eigentlich besser als jeder andere verstehen, was es heißt, verfolgt zu werden. Stattdessen führt die Regierung von Tim Abbott nun eine „Zero Tolerance“ gegenüber denjenigen ein, die vor Krieg, Verfolgung oder Hunger fliehen, wobei die Australier bereits sind, die Leiden dieser Menschen abzukürzen – indem man sie auf hoher See krepieren lässt.

Für wen diese „Zero Tolerance“ gilt, erklärte ein schneidiger Offizier in einem dazugehörigen Video. „Dies gilt“, sagte er und war dabei auch noch stolz auf das, was er sagte, „für Familien, Kinder, unbegleitete Kinder, höher ausgebildete Personen und Facharbeiter.“ Flüchtlingsschiffe, die von der australischen Küstenwache aufgebracht werden, dürfen nicht anlanden, sondern sollen wieder auf die hohe See abgedrängt werden, was in vielen Fällen einem Todesurteil gleichkommt. Es gibt Tage, an denen geht der IS mit denjenigen, die ihn stören, menschlicher um.

Und gute Tipps hatte der Offizier auch gleich parat. „Verschwenden Sie nicht Ihr Geld“, riet der potentiellen Flüchtlingen, „Menschenschmuggler lügen.“ Natürlich hat man keine Zweifel am Wahrheitsgehalt der letzten Aussage – Menschenhändler lügen. Aber ist das eine Rechtfertigung dafür, entkräftete Flüchtlingskinder in den sicheren Tod auf dem Meer zu schicken?

Wer es trotzdem irgendwie an Land schafft, den bringen die Australier sofort in Camps auf Papua-Neuguinea oder dem Eiland Nauru – aktuelle warten dort 3.300 Flüchtlinge darauf, dass sich ihre Situation auflöst, darunter über 100 Minderjährige.

Der Reflex der Abschottung der Australier ist angesichts der Katastrophen in der Welt unmenschlich, zynisch, barbarisch und kriminell. Flüchtlinge hingegen, auch wenn sie vielleicht gegen die Einwanderungsgesetze von Ländern verstoßen, sind nicht etwa kriminell, sondern die letzten Glieder einer Opferkette, an der alle „zivilisierten“ Länder eine Mitschuld tragen. Würden Flüchtlinge nicht gegen Einwanderungsgesetze verstoßen, wären sie auch keine Flüchtlinge, sondern Touristen. Kriminell ist es aber, hilflose Menschen, die um ihr Überleben kämpfen, kaltblütig in den Tod zu schicken. Es wäre an der Zeit, über Sanktionen gegen Australien nachzudenken, denn dort werden fundamentale Menschenrechte mit Füssen getreten.

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